Was ist Weihnachten?

 

 

„Du Papa, was bedeutet eigentlich Weihnachten?“

 

„Weihnachten? Äh, das weiß doch jeder! In dieser Zeit trifft sich die Familie, und das Christkind bringt allen Kindern, die brav gewesen sind, Geschenke.“

 

„Aber die Erwachsenen bekommen doch auch was, nicht nur wir Kinder!“

 

„Ja, klar, das Christuskind bringt auch den Erwachsenen Geschenke. Aber frag doch mal die Mama, vielleicht kann sie dir noch mehr erklären!“

 

„Mach ich! Aber warum sprechen Lisa, Noah und ihre Eltern immer vom Weihnachtsmann?“

 

„Puh! Tja, also…, die sind ja nicht aus Bayern. In anderen Teilen Deutschlands kommt eben der Weihnachtsmann und nicht das Christkindl!“

…

 

„Mein Schatz, Weihnachten ist das Fest der Liebe. Da zeigt man sich, wie gern man sich hat.“

 

„Das tut man doch auch an anderen Tagen, oder?“

 

„Natürlich, du hast schon Recht! Wie sehr man jemanden liebt, das kann man seinen Liebsten das ganze Jahr über zeigen, nur an Weihnachten hat es eine noch größere Bedeutung!“

 

„Aber, was ist mit den Leuten, die allein und einsam sind?“

 

„Ja, das gibt es bedauerlicherweise. Aber gerade an Weihnachten versuchen viele Menschen auch, an die Einsamen zu denken, und auch an diejenigen, denen es nicht so gut geht. Sie spenden beispielsweise Geld oder stellen Weihnachtspakete zusammen. Du kennst doch Philipp, den Vater von Janina. Er sammelt Spielsachen und Spenden für Flüchtlings- und Waisenkinder…“

 

„Was sind Waisenkinder?“

 

„Das sind Kinder, die keine Mama und keinen Papa mehr haben. Die leben dann in einem Heim.“

 

„Weil die Eltern gestorben sind?“

 

„Ja, mein Schatz!“

 

„Aber die Kinder könnten doch bei Oma und Opa sein?“

 

„Schon, aber manchmal sind auch die nicht mehr da, oder sie sind zu krank, um sich um sie zu kümmern…“

 

„Das ist aber traurig. Bin ich froh, dass Omi und Opi da sind!“

 

„Ja, und sie zeigen dir auch immer, wie lieb sie dich haben. Hast du sie denn schon mal gefragt, was Weihnachten für sie bedeutet?“

…

 

„An Weihnachten geht man in die Kirche und feiert den Geburtstag von Jesus Christus. Weißt Du noch, wie wir letztes Mal das Krippenspiel zusammen angeschaut haben?“

 

„Oh ja, das mit Maria und Josef im Stall, das war so schön. Mama hat gesagt, dass wir es jedes Jahr ansehen können.“

 

„Ja, wir machen das auch dieses Jahr wieder!“

 

„Duuuu!? Letztes Mal hat Onur im Kindergarten gesagt, dass sie zu Hause kein Weihnachten feiern.“

 

„Ist das dein türkischer Freund, der letztes Mal bei euch eingeladen war? Er und seine Eltern sind ja auch keine Christen, sondern Moslems. Die haben einen anderen Glauben.“

 

„Gehen Moslems an Weihnachten denn nicht in die Kirche?“

 

„Ich glaube nicht. Die Kirchen nennt man bei Moslems übrigens Moscheen, dort wird auch gebetet.“

 

„Aber, dann kriegen die Kinder vom Christkind auch keine Geschenke, oder doch?“

 

„Ich weiß das nicht so genau, wie es bei Onurs Familie ist. Doch, es geht an Weihnachten nicht um die Geschenke - die sind gar nicht so wichtig. Hauptsache, man freut sich gemeinsam, dass man sich hat.“

 

„Stimmt, Mama hat schon gesagt, es gibt Kinder, die gar keine Eltern mehr haben.“

 

„Hat dir denn Opa schon erklärt, was Weihnachten ist?“

 

„Den frage ich gleich, aber vorher will ich noch etwas von Mutti wissen.“

…

 

„Na ja, nicht alle Menschen gehen an diesen Tagen in die Kirche. Denn nicht jeder ist gläubig…“

 

„Muss man denn zur Messe gehen? Und sind die, die das nicht tun, keine guten Menschen?“

 

„Das kann man so nicht sagen. Nur weil jemand nicht in die Kirche geht, heißt das nicht, er wäre ein schlechter Mensch! Wenn es einen Gott gibt, dann wird er bestimmt niemanden als gut oder schlecht beurteilen. Weißt du, es gibt Leute, die gehören keiner Religionsgemeinschaft an.“

 

„Ich weiß zwar nicht, was das Wort Religionsgemeinschaft bedeutet, aber ich geh jetzt ´mal zu Opa.“

…

 

„Na, was willst du denn wissen?“

 

„Wie war es, als du so alt warst wie ich?“

 

„Auf jeden Fall hatten wir es nicht so gut wie du und dein Bruder! Meine Eltern, meine Geschwister und ich waren damals sehr arm. Nach dem Krieg hatten die Menschen wenig. Wir waren als Kinder froh, wenn der Weihnachtsmann eine Tafel Schokolade und dicke Socken gebracht hat.“

 

„Hihi, du sagst auch Weihnachtsmann – genau wie Lisa und Noah. Doch was meinst du mit Krieg?“

 

„Na, Krieg ist, wenn die Menschen sich nicht verstehen. Es gibt auf der Welt verschiedene Länder und Völker. Das sind die Bewohner der Länder, und wenn die sich nicht mögen, dann führen die Krieg und bekämpfen sich mit Waffen und so weiter. Ich wurde nämlich drei Jahre vor dem Ende des zweiten Weltkriegs geboren. Das war vor 77 Jahren…“

 

„Aber warum muss man denn Krieg führen?“

 

„Eigentlich muss man das nicht tun, wenn jeder versucht, friedlich zu sein.“

 

„Wenn sich jemand streitet und man sich böse Sachen sagt, ist das dann auch Krieg?“

 

„Ja, so kann man es auch sehen.“

 

„Also, ist dann immer dort Krieg, wo sich Menschen streiten und nicht verstehen?“

 

„Richtig!“

 

„Wenn jeder immer gut ist, dann wird es friedlicher auf der Welt sein, oder, Opa?“

 

„Das ist schwer! Niemand kann immer gut und friedlich sein!“

 

„Warum denn nicht?“

 

„Ähm, du stellst aber Fragen! Wahrscheinlich, weil jeder Mensch anders ist und anders denkt. Das beste Beispiel sind du und dein Bruder. Ihr seid so unterschiedlich, und ihr streitet euch doch ab und zu. Dann seid ihr wütend, nicht wahr?“

 

„Ah okay, aber Opa, wir vertragen uns dann auch wieder.“

 

„Ja, weil ihr euch doch liebt, und weil ihr Geschwister seid.“

 

„Haben sich alle Geschwister gern?“

 

„Leider nein!“

 

 

„Da hast du etwas Wahres gesagt. Viele Menschen schaffen das eben nicht. Sie wollen die Leute verändern und oft auch zu etwas zwingen, was die nicht wollen.“

 

„Das finde ich nicht gut, wenn man etwas tun muss, was man nicht machen will.“

 

„Genau! Das ist dann meistens das Problem. Ein Volk zwingt dem anderen etwas auf, und dann gibt es viel Leid. Es ist aber besser, dass jeder die Freiheit eines Menschen akzeptiert.“

 

„Was heißt Freiheit?“

 

„Na Freiheit ist, wenn die Mami zum Beispiel zu dir sagt: ´Du musst das nicht essen, wenn es dir nicht schmeckt!´ Sie respektiert damit deine freie Entscheidung, das Gericht nicht aufzuessen. Meine Mutter hat früher immer geschimpft, wenn ich etwas nicht aufessen wollte, Spinat zum Beispiel. Ich durfte dann nicht vom Tisch aufstehen, bis ich ihn aufgegessen hatte.“

 

„Oh je, dann musstest du ekligen Spinat aufessen? Iiiiiih!“

 

„Ja, auch wenn es mir widerstrebte… Vielleicht ist Weihnachten genau das: Man versucht, den anderen zu verstehen und sich in ihn hineinzuversetzen. Man lässt ihn einfach sein, so wie er ist – ohne ihn anders haben zu wollen.

 

Man achtet darauf, was ihm gefällt, was ihm schmeckt, und das serviert man dann auch… Nicht alle haben sich unbedingt gleich lieb, aber ich glaube, das, was ich gerade genannt habe, ist ein Zeichen von Wohlwollen. Das ist Liebe.“

 

„Ach, deshalb hat Mama gesagt – Weihnachten ist das Fest der Liebe.“

 

„Weihnachten ist bestimmt noch viel mehr!“

...

 

Was bedeutet Weihnachten für Dich?

 

 

 

Schreibpause! :-) Der nächste Artikel erscheint am 12.01.2020!

Weihnachtsrummel? Nein Danke, oder doch?