Ich bin bereit, dich jetzt zu fühlen…

Welche Gestalt könnten verdrängte Gefühle haben?
Welche Gestalt könnten verdrängte Gefühle haben?

 

 

„Traurigkeit, du gefällst mir gar nicht! Ich will viel lieber glücklich sein, aber dennoch spüre ich, dass du da bist. Geh weg, damit ich mich nicht mehr so schwer fühle…“

 

„Angst, du blockierst mich! Wenn es dich nicht gäbe, würde ich viel mutiger sein und das wagen, wovon ich träume. Hör endlich auf, mich zu lähmen oder zu bremsen…“

 

„Minderwertigkeitsgefühl, ich weiß überhaupt nicht so richtig, aus welcher Richtung du gekommen bist. Sobald du bei mir bist, fühle ich mich klein und unscheinbar. Ich muss dich so schnell wie möglich vergessen. Möglicherweise gelingt mir das, indem ich mich durch viel Arbeit ablenke…“

 

„Enttäuschung, du zeigst mir oft unvorbereitet die Wahrheit, und die tut manchmal so weh, dass ich sie lieber nicht sehen will. Wie kann ich dich so schnell wie möglich vergessen? Ich brauche etwas, was den Schmerz dämpft und meine Gefühle benebelt, ansonsten gehe ich zu Grunde…“

 

„Hass, ich mag dich überhaupt nicht! Schon als ich noch ein Kind war, erzählten mir die Erwachsenen, dass du nicht gut bist. Ich darf nicht hassen, sonst bin ich ein schlechter Mensch, und das will ich nicht sein. Bitte lass mich in Ruhe…“

 

 

Was wäre, wenn wir beginnen würden, Gefühle als Wesen anzusehen?

Wesen, die wie Mitmenschen sind, mit denen wir täglich in Kontakt kommen. Vielleicht hilft das Bild eines Hauses: Stell dir vor, Dein System wäre ein Haus, in dem die verschiedensten Menschen ein- und ausgehen, kürzer oder länger darin verweilen, vielleicht sogar in einem der Zimmer dauerhaft wohnen usw.

 

In jedem Haus gibt es Bewohner, die mal da sind und mal nicht, die vielleicht viel Platz in Anspruch nehmen oder sich nur mit wenig Raum begnügen. Schön und angenehm ist es, wenn die Menschen sympathisch, freundlich, inspirierend und voller guter Energie sind. Aber es gibt auch laute und rücksichtslose. Andere wiederum können still und eher zurückgezogen sein, dennoch sind sie da…

 

Bestimmt kennt jeder von uns Begegnungen mit Persönlichkeiten, auf die man gerne verzichten würde. Mit manchen Leuten möchte man lieber nichts zu tun haben. Also am besten weg mit ihnen. Nur, setz mal einen Bewohner ohne Vorwarnung einfach so vor die Tür. Er wird es nicht hinnehmen wollen. Er wird auf sein Recht pochen, weiterhin im Haus zu wohnen, und sich wieder Zugang verschaffen wollen…

 

 

Welches Gefühl wohnt wo? (Foto: pixabay.com / "FreePhotos")
Welches Gefühl wohnt wo? (Foto: pixabay.com / "FreePhotos")

Und so ähnlich ist es mit den Gefühlen:

Sie gehen in unserem System ein und aus, sie können wie die Bewohner eines Hauses völlig unterschiedliche Charaktermerkmale besitzen. Sobald wir jedoch ein Problem mit unangenehmen Emotionen haben, weil sie uns zum Beispielt überfordern, kann es dazu kommen, dass wir sie als schlecht bewerten, sie verdrängen und somit abspalten. Wie oft kommt der Wunsch hoch, sie einfach nur aus unserem Organismus zu entfernen?

 

Häufig können und möchten wir uns nicht mit negativen Gefühlen beschäftigen, weil sie uns Schmerzen oder Ängste bereiten. Deshalb schieben wir sie gerne weg. Ich nehme mich da selbst nicht aus und stelle diese Eigenart hin und wieder auch bei mir fest…

 

Schon in Kindertagen beginnen wir, einen Verdrängungsmechanismus zu entwickeln. Meist sind es die Eltern und andere Erwachsene, die uns unbewusst dazu bringen, alles Unangenehme von uns zu weisen. Sie haben häufig selbst nicht gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen, weil auch ihre Eltern es nicht konnten. Oder sie haben genaue Vorstellungen, wie ihre Kinder zu sein haben. Und alles, was dieser Vorstellung nicht entspricht, wird unterbunden, besser gesagt, unterdrückt…

 

Ich bin sicher, dass Dir dieser Verdrängungsmechanismus in bestimmten Situationen selbst schon einmal bewusst geworden ist. Vielleicht siehst Du vor Deinem inneren Auge eine Szene aus Deiner Vergangenheit, die Dir zu schaffen gemacht hat. Eventuell taucht eine Ahnung auf, die Dir mitteilt, welche Emotionen oder auch Eigenschaften Deiner Persönlichkeit gerade Deine Beachtung oder Anerkennung möchten, um befreit, erlöst oder verwandelt zu werden…

 

 

Jeder, der ein vollständiger Mensch sein und sich weiterentwickeln möchte, hat die Aufgabe, sich seinen verdrängten Gefühlen zu stellen.

Alles Abgespaltene, Ungeliebte und Verdrängte aus der Vergangenheit tragen wir mit uns, nur befinden sich diese Energien häufig in Räumen außerhalb unseres Organismus. Dennoch besteht eine Verbindung zu diesen Räumen, die alle unerwünschten Emotionen usw. gefangen halten.

 

Es gibt das Modell der Schattenanteile. Der Begriff „Schatten“ wurde zum ersten Mal von dem Psychoanalytiker Carl Gustav Jung (1875 -1961) geprägt. Die Schattenanteile beinhalten alle unbewussten Aspekte der Persönlichkeit, mit denen sich ein Mensch nicht identifiziert. Dennoch trägt er sie ständig mit sich, ohne sich dessen bewusst zu sein…

 

Mit dem Lichtvollen in uns haben wir natürlich kein Problem. Das, was wir in uns nicht sehen wollen und als ungut einstufen, wird dagegen häufig abgespalten.

 

Die Energien unserer verdrängten Aspekte sind aber dennoch da.

 

Meist suchen sie sich ein Ventil oder eine andere Ebene. Das kann sich durch Krankheitssymptome, unerklärliche Ängste oder unlogische Verhaltenszwänge zeigen. Jedenfalls kostet die Unterdrückung unserer „Schattenwesen“ viel wertvolle Lebensenergie und verhindert, dass wir Freiheit und Leichtigkeit spüren und uns vollständig fühlen…

 

 

Sobald wir Licht und Schatten in uns wieder vereinen, verändert sich etwas!

Du kennst sicherlich das Prinzip der Dualität, welches besagt, dass jeder Mensch zwei Seiten hat und sowohl den positiven wie den negativen Pol in sich trägt. Ich sage nicht, dass die Integration von Schattenaspekten ein Kinderspiel ist. Sie erfordert z. B. Selbstreflexion, Mut, die Bereitschaft, Verborgenes ans Licht zu bringen usw. Sie ist ein fortwährender Prozess, der unterschiedlich lange dauern kann.

 

Wusstest Du übrigens, dass viele Menschen, die sich ihrer verdrängten negativen Gefühle oder Eigenschaften nicht bewusst sind, diese auf andere projizieren?

 

Unsere „Schatten“ begegnen uns ständig im Außen – die Eigenheiten unserer Mitmenschen fallen uns dann immer wieder ins Auge. Sobald Dir jemand negativ auffällt und Du ihn aus einem bestimmten Grund negierst, z. B. weil er faul oder unordentlich ist, empfehle ich zu fragen:

 

„Was hat das mit mir zu tun?“

„Wieso gehe ich mit dieser Person in Resonanz?“

„Was will es mir sagen? Warum regt es mich auf?“

„Um welche Schattenanteile geht es?“

„Was will ich in meinem Leben nicht haben?“

„Was lehne ich in mir ab?“

„Was genau gestehe ich mir nicht zu?“

 

Wenn wir andere kritisieren

Um beim Beispiel der Faulheit und Unordnung zu bleiben: Kritisierst Du jemand, weil er faul ist und wenig Ordnung hält, heißt das im Grunde, dass Du diese Eigenschaft in Dir ablehnst. Die Tatsache, dass Dich Dein Gegenüber durch sein Dasein in Unfrieden bringt, zeigt Dir Deine Ablehnung auf…

 

In Dir würde Frieden entstehen, wenn Du Dir erlauben würdest, auch einmal faul und unordentlich zu sein. Doch aus irgendeinem Grund (z. B. Erziehung), gestehst Du Dir diese Eigenschaft nicht zu. Eigentlich kämpfst durch Deine Kritik gegen Deinen Schattenanteil.

 

Versuchen wir, uns unsere Schattenaspekte bewusst zu machen, sie anzunehmen und mit der Zeit lieben zu lernen!

 

Am besten, wir fangen gleich mit Gefühlen an, die wir von uns gedrängt haben. Sobald ich merke, dass mich eine Emotion belastet bzw. sie wahrgenommen werden will, führe ich eine „Bilderreise“ durch. Ich nehme mir kurz Zeit, werde still und stelle mir vor meinem geistigen Auge vor, wie ich in die Vergangenheit zurückreise, zu der Situation, die mir zu schaffen macht.

 

Konflikte mit anderen Menschen in der Gegenwart (aber auch die Konfliktpartner selbst) sind ziemlich häufig Trigger, die an nicht verarbeitete Erlebnisse oder Wunden aus der Vergangenheit erinnern!

 

 

Oft ist es unser Inneres Kind, das Aufmerksamkeit braucht.

Die Bezeichnung „Inneres Kind“ steht symbolisch für alle Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse aus der Kindheit, die einen bewussten, aber auch unbewussten Einfluss auf das Leben und die Verhaltensweisen eines Erwachsenen haben…

 

Neulich löste ein Erlebnis bei mir einen inneren Konflikt aus. Ich stellte fest, dass es um das Gefühl der Traurigkeit ging, und schlagartig erinnerte ich mich an sehr viele ähnliche Szenen aus meiner Kindheit, in denen ich ungeheuer traurig wurde und das Gefühl hatte, nicht damit umgehen zu können. Ich kam mir wehr- und machtlos gegenüber den Erwachsenen vor...

 

Glücklicherweise gibt es den viel erfahreneren Robert von heute. Ich visualisierte, wie ich mich besuchte, als ich zehn Jahre alt war, in der Zeit, in der ich ganz besonders traurig war. Ich begrüßte mich und sagte:

 

„Hey, ich bin du aus der Zukunft, und ich bin da, um dir zu helfen und dich zu unterstützen!“

 

Dann umarmte ich den kleinen Robert und teilte ihm weiter mit:

 

„Robert! Das, was du gerade erlebt hast, hält eine Botschaft für dich bereit. Alle Gefühle, die du jetzt wahrnimmst, brauchen deine Anerkennung, auch die negativen! Deshalb schau dir deine Traurigkeit genauer an. Lehn sie nicht ab! Vielleicht steht sie gerade vor dir. Sie ist ein Wesen, das eine Verbindung zu dir hat.“

 

„Egal, wie es aussieht, reich ihm deine Hand! Ich bin mit dabei, und wir zeigen dem Wesen der Traurigkeit, dass es da sein darf. Konzentriere dich auf dein Herz, dort entspringt nämlich die Liebe, die wir allen Wesen in uns und um uns herum schenken können. Versuche, der Traurigkeit das Gefühl von Liebe zu schicken, damit sie sie umhüllen kann. Lass uns gemeinsam tanzen…"

 

(Ich stelle mir dann vor, wie wir uns alle an die Hände nehmen und wie Kinder herum hüpfen…)

 

Meistens verwandelt während einer Bilderreise das negative Gefühl seine Gestalt, sobald du diesen oder einen ähnlichen Akt der Annahme im Geiste vollzogen hast. Du veränderst dadurch Deine Wirklichkeit.

 

Die Emotion, die Du nicht fühlen wolltest, die Du von Dir abgespalten und in den Schattenbereich verdrängt hast, kommt zu Dir zurück. Und weil Du sie bejaht hast und sie nicht mehr ablehnst, beginnt sie sich entweder aufzulösen oder sich in eine Energie zu verwandeln, die Dich in Deinem Dasein auf Deinem Weg unterstützt. :)

 

Hab den Mut zu fühlen, sei bereit dazu! Es lohnt sich…

 

 

 

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Kommentare: 8
  • #1

    Ingrid (Sonntag, 28 April 2019 21:00)

    Sehr berührende Worte lieber Robert.�lichen Dank dafür...

  • #2

    Seelenforscher.eu (Montag, 29 April 2019 10:38)

    Hallo liebe Ingrid,
    ich danke Dir für Deinen spontanen Kommentar :) und freu mich, dass Du diesen Artikel gelesen hast.
    Herzliche Grüße
    Robert :D

  • #3

    Beate (Montag, 29 April 2019 14:02)

    Ja wie recht Du hast es fühlt sich sehr gut an mit dem Kind und seinen Emotionen zu sprechen :)

    Herzlichste Grüße

  • #4

    Seelenforscher.eu (Montag, 29 April 2019 14:50)

    Ganz lieben Dank Beate, :)
    Und wer das regelmäßig macht, der wird positive Veränderungen bei sich feststellen.
    Viele Grüße
    Robert :D

  • #5

    Barbara ♥ (Montag, 29 April 2019 16:46)

    DANKE..lieber Robert, für diese schöne Erklärung..♥

    das Beispiel mit dem Haus ist dir gelungen...:-)

  • #6

    Maria (Montag, 29 April 2019 22:24)

    Sehr schöner Artikel, jetzt wird mir einiges klar...

    Vielen Dank dafür

  • #7

    Dani (Donnerstag, 02 Mai 2019 08:09)

    So wunderbar und treffend geschrieben lieber Robert! Eine echte Seelenoffenbahrung und Bereicherung! Danke dafür!♥️�

  • #8

    Seelenforscher.eu (Montag, 13 Mai 2019 14:43)

    Hallo liebe Barbara, liebe Maria, liebe Dani!
    Ich freu mich, dass Ihr meinen Artikel gelesen habt. Zudem bin ich happy, wenn meine Impulse und Inspirationen etwas anstoßen und zu mehr Klarheit und Erkenntnissen verhelfen... :)
    Herzliche Grüße
    Robert :D