In einer Zeit, in der immer mehr Berufstätige an Überforderung, Erschöpfung und Burnout-Zuständen leiden, psychische Erkrankungen immer häufiger werden und immer mehr Menschen ihren Alltag nur mit literweise Kaffee, regelmäßiger Schmerzmitteleinnahme oder Süßigkeiten-Doping bewältigen, wird es Zeit zu hinterfragen und umzudenken.
Ich behaupte, unser Verhalten wird häufig von unbewussten Ängsten beeinflusst: Es sind Existenzängste wie die Angst zu sterben, nicht genügend Geld zu haben, den Job zu verlieren und den Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können. Aber auch die Angst, abgelehnt, kritisiert und nicht geliebt zu werden oder ausgeschlossen zu sein, treiben uns indirekt an.
Unser Denken ist zudem hauptsächlich von überkommenen Überzeugungen geprägt. Vor allem in westlichen Nationen sind wir Sklaven der über die Jahrzehnte entstandenen Leistungsgesellschaft geworden. So kommt es, dass wir meinen, das, was uns zusteht, verteidigen zu müssen - manchmal sogar mit Gewalt und erheblichem Krafteinsatz.
Überlebt heute tatsächlich nur der Stärkere?
Wann hat das überhaupt begonnen? Ist es ein Urprinzip der Natur, dem die Menschheit nun seit Jahrtausenden folgt? "Nur der Stärkere überlebt!" Beschert uns genau diese Gesinnung die oben genannten Symptome in der Gegenwart?
In früheren Epochen war der Stärkere fast immer eine Kämpfernatur. Ob Könige, Feldherren oder Kriegsanführer, sie faszinierten das Volk mit ihrer Kraft, inneren Größe und Entschlossenheit. Die Unterdrückten hingegen litten oft unter ihrer Brutalität. Rücksicht und Feingefühl waren nicht angesagt. Viele Menschen fanden den Tod - für Besitz, Reichtum und Macht ging man in früheren Jahrhunderten über Leichen...
Gemordet wird heute in Europa Gott sei Dank nicht mehr. Geblieben ist jedoch der Kampf und der Gedanke, dass man kämpfen müsse, um etwas im Leben zu erreichen!
Und so sind wir mit der Zeit zwangsläufig zu "Gladiatoren" geworden, die sich insgeheim die Bewunderung ihres Umfeldes erhoffen. Bewunderung ist eine Form der Anerkennung, eine Energie, wonach wir uns schon seit Kindertagen sehnen. Ich bin sicher, jeder Mensch hat dieses Bedürfnis in sich.
Im sportlichen Bereich ist das Kämpfen ganz legitim - der Schnellste und der Stärkste gewinnt.
Nur leider gibt es auch viele andere Sparten, in denen der Kampf ziemlich weit verbreitet ist. Und viele machen dabei bereitwillig mit, ohne das Bestehende zu hinterfragen.
Meist kämpfen diejenigen, die an die aus früheren Generationen überkommenen Regeln und Überlieferungen glauben.
Die Folge ist die Überzeugung, das Leben wäre anstrengend und schwer:
- Schüler sind gezwungen, sich zu behaupten, denn in der Klasse und auf dem Schulhof haben die Stärksten das Sagen. Außerdem kämpfen sich viele durch den vorgegebenen Lehrstoff und durchleiden Jahre in einem Schulsystem, das voll von Leistungsdruck ist...
- Die Angestellten, die die Karriereleiter nach oben wollen, kämpfen um die Gunst ihrer Vorgesetzten, setzen ihre Ellbogen ein, schuften z. B. mit unbezahlten Überstunden und opfern dabei einiges..
- Künstler, Selbständige und Freiberufler, die sich auf dem großen Markt der Konkurrenz behaupten wollen, müssen kämpfen, um überleben zu können bzw. Aufträge zu erhalten...
- Die Pharmaindustrie und die Medien sagen uns, man habe um seine Gesundheit zu kämpfen oder beispielsweise gegen den Krebs...
- Angeblich solle man es in der Liebe ebenfalls tun, für eine Beziehung kämpfen usw. Die Frage ist nur, ob bei diesem Wettkampf tatsächlich nur die Liebe der Antriebsmotor ist?
- In vielen Familien gibt es ebenfalls Kämpfe, denn so unterschiedlich die einzelnen Familienmitglieder sind, so unterschiedlich sind deren Meinungen und Standpunkte, die zu verteidigen sind...
Wer gewinnt dabei eigentlich? Es gibt keine wirklichen Gewinner!
Wer um alles in der Welt hat uns das eingebläut, dass es schwer sein muss und dass man kämpfen muss? Ich persönlich habe keine Lust dazu!
Hast Du Dich dabei ertappt, dass Du diesem überholten Prinzip noch folgst? Dann steig jetzt aus dem präsenten System einer Gesellschaft aus, die sich hauptsächlich über Leistung definiert! Du bleibst ein Sklave, solange Du nicht inne hältst und Deine gewohnten Verhaltensweisen stoppst.
Du bist nicht besser, wenn Du den schwereren Weg - den Weg des Kampfes wählst! Er ist nämlich anstrengend und kräftezehrend.
Frage dich, ob Dein Leben nicht zu kostbar ist, um Deine Energie unnötig zu vergeuden?
Die Menschheit entwickelt sich weiter, trotz aller aktuellen Probleme auf der Erde. Wer Vergleiche zu früheren Epochen zieht, der entdeckt, dass sich ein neues Prinzip in der Welt ausbreiten will:
Das Prinzip der Sensibilität und Empathie!
Das Ziel der Evolution ist und bleibt Weiterentwicklung. Alles, was existiert, will mit der Zeit besser und feiner werden und passt sich jeglichen Veränderungen meisterhaft an. Das Ziel ist die Vollkommenheit. Das ist nicht nur in der Tierwelt so. Wir Menschen haben bestimmt die gleichen Absichten und werden immer empfindsamer und feinfühliger. Außerdem hinterfragen wir viel mehr als die Generationen zuvor...
Jetzt geht es nur darum, sich von der Wertschätzung und Bewunderung gegenüber Kämpfernaturen zu verabschieden - sie haben ausgedient!
Frieden in der Welt entsteht nicht durch Kampfansagen oder kriegerisches Gebaren, sondern durch Feingefühl und Verständnis.
Die neue Stärke ist Empfindsamkeit!
Zu den bisherigen Erfahrungen mit typisch männlichen Attributen wie Kraft, Ehrgeiz, Aggression usw. gesellen sich nach und nach typisch weibliche Eigenschaften: Sensitivität, Empfangen, Rückzug (vor allem Letzteres kann für so manchen heilsam sein) und vieles mehr.
Nachdem in den letzten Jahrhunderten der männliche Pol überbetont wurde, ist nun die Zeit reif für den Gegenpart. Egal ob männlich oder weiblich: Versuchen wir diese Entwicklung zu bejahen - auch in uns. Es ist bekannt, dass nicht wenige Männer Schwierigkeiten haben, ihre weiblichen Anteile anzunehmen. Genauso dürfen Frauen, die viele Jahre zu viel Männlichkeit lebten, wieder Ja zu ihrer Weiblichkeit sagen...
Was das Berufliche betrifft: Eigentlich muss man nur das machen bzw. finden, was man liebt, dann muss man nicht mehr kämpfen. So verbreitet sich keine Rücksichtslosigkeit mehr, sondern Liebe. Liebe wiederum fördert Vertrauen, und Vertrauen wirkt Ängsten entgegen...
Sobald die Mehrheit diese Haltung einnimmt und umsetzt, wird eine Zeit kommen, in der feinfühlige Menschen nicht mehr leiden müssen. Sie werden mit ihren besonderen Qualitäten gefragt und ein Vorbild für andere sein – so wie einst im Römischen Reich die Gladiatoren mit ihrer Kraft und ihrem Kampfgeist es waren...
Kampf wird dann überflüssig sein.
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