Rebellieren oder akzeptieren? Warum diese Frage entscheidend ist!

Foto: unsplash.com (many thanks to Karl Fredrickson)
Foto: unsplash.com (many thanks to Karl Fredrickson)

 

 

Seit Wochen werde ich pünktlich um Viertel nach sieben geweckt. Nein, nicht vom leisen Piepsen meines Weckers, sondern vom lauten Rumpeln eines großen Bohrers, der Erde aus Löchern für die späteren Betonpfeiler herausfräst. Die Erde wird danach mit einem mega Krach ausgeschüttelt. Auf der Straßenseite gegenüber meiner Wohnung wird nämlich die letzte Baulücke geschlossen, und darüber bin ich ganz und gar nicht glücklich.

 

Die Zeit vor acht Uhr ist für mich unmenschlich. Ich bin ein Morgenmuffel! Vor neun Uhr stehe ich nur in Ausnahmefällen auf oder wenn ich Seminare gebe. Durch meinen früheren Beruf als Gastwirt gewöhnte ich mich über die Jahre daran, bis spät in die Nacht zu arbeiten und dementsprechend länger zu schlafen. In dieser Zeit war das Aufstehen eher ein Muss. Heute genieße ich es, den Tag ohne Druck zu beginnen, und das ist in der Regel nach neun.

 

Über einen Monat war ich durch den Baustellenlärm extrem genervt. Aufgeregt habe ich mich:

 

"Argh! Zwei Stunden weniger Schlaf! Ich brauche mindestens acht Stunden! Ich bin müde, blöde Baustelle! Wann hören die endlich mit dem Bohren auf? Und das geht jetzt mindestens noch einige Monate so weiter..."

 

Mehrfach versuchte ich bereits, früher ins Bett zu gehen, doch mein gewohnter Rhythmus lies mich nie vor 00:30 Uhr einschlafen. Eine Umgewöhnung gelang bisher nicht. Seit Februar war mein tägliches Grundgefühl: Genervt den Tag beginnen, und in der Nacht vor dem Schlafengehen der Gedanke:

 

"Morgen früh geht der Lärm wieder los..."

 

Irgendwie hatte ich darauf keine Lust mehr.

 

 

Den Kreislauf der Gedanken unterbrechen

Dann erinnerte ich mich an den Artikel eines Coaches, einer Schriftstellerin, die unbedingt einen Buchabgabetermin einhalten musste. Sie litt an einem ähnlichen Problem: Seit Tagen ein lautes penetrantes Rauschen von der Baustelle neben ihrem Haus. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und drehte fast durch, weil sie sich maßlos in ihren Frust hineinsteigerte.

 

Irgendwann erkannte sie, dass es nichts brachte außer Stress, Unwohlsein und Energieverlust. Sie kam auf die Idee, das rhythmische Rauschen der Baufahrzeuge mit einer angenehmen Vorstellung zu verknüpfen: Wellenrauschen! Sie suggerierte sich, am Meer zu sitzen und zu schreiben, auf einmal ging es - die Panik, durch den Lärm ihre Arbeit nicht fertig zu bekommen, sowie der Ärger ließen schlagartig nach, und die Ideen flossen wieder.

 

Ist es nicht komisch, dass man sich über Dinge, die das Leben mit sich bringt, dermaßen aufregt!? Der Verstand schafft ein Gedankenkarussell, welches zu einem Teufelskreis führen kann. Viele Menschen stecken darin fest, versteifen sich völlig auf das Ärgernis und sehen keine anderen Optionen.

 

Mir war es nicht möglich, den Krach mit dem Gedanken von Sand und Meer zu verknüpfen. Aber durch das "Baustellendrama" vor meinem Schlafzimmer ist mir klar geworden, was in meiner Psyche abläuft:

 

Ich hatte eine bestimmte Vorstellung, wie etwas in meinem Leben zu sein hat, und traf das nicht zu - aus welchen Gründen auch immer - entstand in mir Unzufriedenheit. Hätte ich den Kreislauf nicht unterbrochen, wäre ich mit der Zeit unglücklich geworden. Fakt war, ich ärgerte mich über die Tatsachen. Eine sehr menschliche Eigenschaft, würde ich sagen. Es wird protestiert und innerlich rebelliert, bis man feststellt: "Ich kann es nicht ändern!"

 

 

Unerträglicher Baustellenlärm

Die Baustelle ist nun einmal da, aufregen nützt nichts, Rebellion ist Energieverschwendung, und der permanente Ärger über das, was im Moment ist, zermürbt mich auf Dauer nur.

 

Viele Zustände sind uns übrigens überhaupt nicht bewusst. Nicht immer merken wir, dass wir gegen etwas rebellieren, weil wir die negativen Gefühle häufig verdrängen. Unsere Erziehung "du musst lieb, nett, brav, friedlich, harmonisch sein etc." ist dabei nicht unbeteiligt.

 

Unterdrückung führt leider nicht dazu, dass die Energie des Ärgers verschwindet. Verschiedenste Emotionen rumoren im Organismus und machen sich irgendwann körperlich bemerkbar! Es gibt sehr viele Menschen, die auf Rebellion bzw. Kampf gepolt sind. Der Krieg läuft auf unterbewussten Ebenen ab. Dieser Prozess ist auch eine der Ursachen, warum Allergien entstehen!

 

 

Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst...

Gibt es auch bei Dir aktuelle Begebenheiten, die Dich ärgern?

 

Je eher Du versuchst zu akzeptieren, was unveränderbar ist, desto gelassener und friedlicher wirst Du. Es liegt an Dir, was Dein Kopf aus der Sache macht - es ist Deine Entscheidung. Wenn Dich etwas nervt, frage Dich: "Was bringt mir dieses Ärgernis?" Bedenke: Hinter Negativem stecken immer mehrere positive Aspekte!

 

Das Gute an der lärmenden Baustelle war: Ich bin gezwungen worden, früher aufzustehen. Seit der Ruhestörung in der Früh gehe ich öfter und eher raus an die frische Luft. Dabei entdecke ich so langsam die Vorzüge der "Morgenstunde". Berlin am Morgen hat seinen Reiz. Es sind noch nicht so viele Menschen unterwegs. Man hat das Gefühl, diese große Stadt für sich alleine zu haben. Durch die Ruhe fiel mir im Übrigen noch mehr auf, was in der Natur geschieht. Laufe ich durch die benachbarte Schrebergartenkolonie, nehme ich beispielsweise die Gesangskünste der Vögel deutlicher wahr - das hat auch etwas Harmonisierendes...

 

Eher aufzustehen führte außerdem dazu, dass ich mir mehr Zeit zum Schreiben nahm, meiner Lieblingsbeschäftigung, um meinen Kopf frei zu bekommen. Schließlich stelle ich in letzter Zeit fest: Anscheinend bin ich doch konsequenter geworden, denn neuerdings schaffe ich es, am Abend eine halbe Stunde früher als sonst ins Bett zu gehen - immerhin.

 

 

Rebellion kostet sehr viel Energie

Und noch etwas: Eine Zeitlang war ich nicht glücklich mit meiner Wohnung, obwohl es keinen wirklichen Grund gab. Die Lage passt eigentlich optimal, es ist eine ruhige Einbahnstraße und trotzdem mitten drin in der Großstadt. Ich genieße die Südseite mit Balkon, und die Miete ist im Gegensatz zu anderen Bezirken noch erschwinglich. Die Baustelle zeigte mir, dass ich vorher auf hohem Niveau gejammert hatte! Auf jeden Fall sehne ich den Tag herbei, an dem das neue Nachbarhaus fertig ist und wieder Ruhe einkehrt...

 

Der Mensch beginnt erst dann, das Selbstverständliche wertzuschätzen, wenn er es einmal nicht mehr hat. (Das ist übrigens genauso auf den gesundheitlichen Bereich übertragbar!)

 

So schwer es mir am Anfang auch fiel - meine Erkenntnis ist: Akzeptanz ist bei den allermeisten Themen besser als Rebellion, da Widerstand ungeheuer viel Kraft in Anspruch nimmt, die dann für die wichtigen Dinge im Leben fehlt.

 

Das ist wohl der Sinn der Dualität. Durch das Erleben der Gegenpole / Kontraste erkennt der Mensch ihre Wirkung. Und so begreifen Sinnsucher mit der Zeit, warum Negatives, Ärgerliches und Unharmonisches im Leben passiert: Dahinter verbirgt sich immer eine Botschaft oder die Chance, etwas Neues zu entdecken! (Es braucht nur die Bereitschaft dazu!)

 

Welche negativen Dinge gibt es in Deinem Leben, die Du mit neuem Blickwinkel erforschen kannst? Suche und entdecke das Positive daran!

 

Wenn ich das schaffe, schaffst Du es auch! Entscheide Dich neu und handle in Deinem Alltag nach dem Motto: Akzeptieren ist besser als Rebellieren! Damit förderst Du Deine Zufriedenheit und Gelassenheit...

 

 

 

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