Die ewige Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe

Foto: unsplash.com (many thanks to Mindy Olson P)
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Neulich war ich mit den Eltern eines zweijährigen Jungen zum Frühstücken in einem Café. Der Kleine ist ein goldiger Knirps, der sich gut alleine beschäftigen kann. In der Ecke des Lokals gab es einen Tisch mit vielen Spielsachen. Er saß auf einem Retro-Kindergartenstuhl mit abgewetzter Sitzfläche und einer Lehne aus Holz, montiert auf einem Metallgestänge.

 

Wir unterhielten uns entspannt bei Obstsalat, Rührei und Croissants, Papa und Mama hatten ihren Buben sorgsam im Blick. Plötzlich beugte er sich mit Schwung über seine Stuhllehne und verlor das Gleichgewicht. Ein lauter Knall, alles ging ganz schnell. Der Kopf stieß auf den Fußboden - kurze Schrecksekunde - gleich darauf lautes Weinen! Der Vater eilte zu ihm, nahm ihn in den Arm, um zu überprüfen, ob etwas Schlimmes passiert war. Glücklicherweise gab es nur eine kleine Beule, von weitem hatte es gefährlicher ausgesehen. Kinder probieren ja viel aus, und ich glaube, sie haben genau in solchen Momenten oft einen Schutzengel, der größere Dramen verhindert.

 

Es war schön anzusehen, wie liebevoll der Papa seinen Sohn auf den Arm nahm und ihn behutsam tröstete. Instinktiv legte er seine Hand an die schmerzende Stelle des Kopfes, dorthin, wo die Beule war. Er küsste seinen Jungen, der sich schnell beruhigte.

 

Ich habe selbst keine Kinder, aber ich beobachte sie gerne, vor allem auch, wie ihre Eltern mit ihnen umgehen. Ich freue mich, wenn ich Liebe wahrnehmen kann so wie in diesem Fall. Gleichzeitig sehe ich, dass das Verhalten der Eltern nicht immer wohlwollend ist. Als Außenstehender weiß ich natürlich nie, warum das so ist. Vielleicht aus Ungeduld, Unzufriedenheit, Genervtsein, da will ich mir kein Urteil erlauben - es wird seinen Grund haben, wenn es eben gerade nicht liebevoll ist. Wie schnell ist z.B. eine gestresste Mama als Rabenmutter abgestempelt, weil Momentaufnahmen diesen Anschein erwecken, und trotzdem liebt sie ihr Kind...

 

 

Jeder will Liebe und Zuneigung erfahren

Durch die Unfallszene im Café wurde mir bewusst:

Kleine Kinder wollen ständig zeigen, was sie können und was sie Neues entdeckt haben, das finde ich toll. So demonstrieren sie, wie interessant und spannend die Welt für sie ist - alles wird bestaunt, und an so vielen Sachen haben sie Freude. Gleichzeitig brauchen Mädchen wie Jungen die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Es ist ihnen wichtig, von ihren Entdeckungen zu berichten - sie möchten zeigen, was sie gelernt und erkannt haben. Ich meine, es gibt eine regelrechte Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und vor allem Anerkennung. Wir alle wollten und wollen Liebe und Zuneigung erfahren.

 

Unser stressiger Lebens- und Berufsalltag führt bedauerlicherweise dazu, dass nicht immer Zeit ist, den Sprösslingen diese besonderen Gefühle zu zeigen. Was ist, wenn der Nachwuchs irgendwann bemerkt:

 

"Oh, wenn mir etwas passiert, ich hinfalle, mir den Kopf stoße etc., dann sind meine Eltern da, trösten mich und geben mir mehr Zuneigung und Aufmerksamkeit als sonst"?

 

Wenn sich Kinder ständig verletzen, steckt dahinter der Wunsch "Ich will mehr Liebe und Beachtung"?

 

Schon sehr früh zeigt sich bei den Kleinsten die Sehnsucht danach. Kann es sein, dass vielen Eltern wenig Zeit für Zwischenmenschlichkeit bleibt, weil wir heutzutage in einer hektischen Welt leben? Geldsorgen und Existenzsicherung, verbunden mit viel Arbeit, tragen sicherlich auch ihren Teil dazu bei. Mit diesen Fragen möchte ich auf keinen Fall Eltern indirekt anklagen, deren Kindern oft etwas passiert!

 

 

Unfälle und Verletzungen sind ein Signal

Lassen wir uns alle - egal, ob wir Eltern sind oder nicht - zu sehr ablenken, von der Geschäftigkeit, von Problemen und Unzufriedenheit im Berufs- und Privatleben? Vergessen wir deshalb, den Menschen, die wir lieben, unsere Zuneigung zu zeigen?

 

Könnte es eine unterbewusste Strategie von Kindern geworden sein, sich regelmäßig zu verletzen? Oder ist es einfach nur Zufall und Pech? Ich bin überzeugt, es gibt keinen Zufall. Die Aussage "Pech gehabt" ist für mich lediglich eine Ausrede, um sich bei einem Unfall vor der Hintergrundforschung zu drücken.

 

Verletzungen sind immer ein bestimmtes Signal. Natürlich gibt es viele andere Faktoren, die eine Rolle spielen, doch wenn Kleinkinder damit indirekt ihre Sehnsucht nach mehr Liebe ausdrücken wollen, dann hoffe ich sehr, dass Mama und Papa hinterfragen, ob sie ihnen genügend Liebe (ohne Bedingungen) geben. Wenn ja, dann ist es super.

 

Bedingungslose Liebe zu geben finde ich besonders in den ersten sieben Lebensjahren elementar. In dieser Zeit prägt sich unterbewusst vieles in einen Mini-Organismus ein, das später darüber entscheidet, wie ein Mensch dem Leben begegnet, ob er liebesfähig sein wird und andere lieben kann.

 

Wenn ich die letzten Jahre meiner energetischen Arbeit als Impulsgeber Revue passieren lasse und an alle Ratsuchenden denke, die zu mir in die Praxis kamen, dann kann ich feststellen: Viele Menschen haben Probleme als Erwachsene und beklagen die Lieblosigkeit mindestens eines Elternteils! Dies verursacht nach meiner Einschätzung große emotionale Wunden...

 

Diese Menschen leiden ein Leben lang daran, sind blockiert, unfähig, Beziehungen zu führen, verurteilen sich selbst, sind weniger erfolgreich im Beruf, da sie das Gefühl, geliebt zu sein, nicht erfahren haben. Jeder dieser verwundeten "großen Kinder" schreit unterbewusst nach Anerkennung und Liebe. Viele reißen sich schon in Kindertagen ein Bein aus, um diese Aufmerksamkeit zu bekommen, später wiederholt es sich in Beziehungen oder im Job...

 

Den meisten Betroffenen ist nicht bewusst, dass die Seele sich ihre Probleme selbst geschaffen hat, um gewisse Erfahrungen zu machen und bestimmte Lektionen zu lernen. Man schießt sich auf die Schuldigen ein, die für das Leid und die Schwierigkeiten im Erwachsenenalter verantwortlich sind. Mit dieser Haltung fällt es schwer, sich für Vergebung zu öffnen. Als Kinder waren wir unseren Eltern und Mitmenschen "ausgeliefert", doch als Erwachsene sind wir selbst für uns verantwortlich und in der Lage, selbst zu bestimmen.

 

Wir haben die Aufgabe, Konflikte aus der Kindheit zu klären und aufzuarbeiten, wenn wir im Heute Veränderungen und mehr inneren Frieden wünschen ...

 

 

Was ist das Geheimnis, von Leuten mit besonderer Ausstrahlung?

Eines ist auch sicher: Es gibt Kinder, die von ihren Eltern keine Liebe erfahren haben (dafür vielleicht von anderen Familienmitgliedern, z. B. der Oma, dem Opa), aber trotzdem liebevolle Erwachsene und Eltern geworden sind. Es wirken noch ganz andere Dinge, die den Menschen trotz solcher negativen Erfahrungen liebesfähig machen können. Warum das möglich ist? Weil es einen Funken im Innersten gibt, der die Essenz der Liebe bereithält. Ich könnte auch sagen: In der Seele brennt eine Flamme, die die Bereitschaft zu lieben immer wieder von Neuem erwecken kann.

 

Zu lieben, Liebe zu geben gehört zum Wesen der menschlichen Spezies. Wir sind alle in der Lage dazu, egal, welche Eltern wir hatten, und egal, was wir Leidvolles erlebt haben.

 

Ich beschäftige mich sehr stark mit diesem Thema, weil mir oft Menschen begegnet sind, die etwas Besonderes in ihrer Ausstrahlung hatten. Ich fragte mich immer, was ihr Geheimnis sei. Ob bei Personen aus dem Bekannten- und Freundeskreis, ob bei beliebten Schauspielern, Sängern, Unternehmern usw., es geht ein gewisses Etwas von ihnen aus, von dem ich meine zu wissen, was es ist:

 

Man sieht es einem Menschen an, ob er liebende Eltern oder liebevolle Bezugspersonen hatte und somit fähig wurde, Liebe weiterzugeben – es drückt sich in seinem Wesen aus!

 

Wenn Du Kinder hast und merkst, es fällt Dir aus irgendwelchen Gründen schwer, ihnen Liebe zu zeigen, dann ist es hilfreich, zuerst die Liebe zu Dir selbst zu finden, indem Du auf Deine Bedürfnisse schaust, indem Du Dich wertschätzt und annimmst, mit all Deinen Schwächen.

 

Zweifellos gibt es Momente, in denen Deine Kinder Dich auf eine harte Probe stellen, Phasen, in denen Du wütend bist, Dich ärgerst, weil etwas nicht nach Deinen Vorstellungen klappt. Es ist nicht leicht umzuswitchen, wenn die Jüngsten ihre Grenzen austesten wollen. Versuche es trotzdem und erinnere Dich daran, dass Deine Liebe Deine Kinder zu besonderen Menschen macht. Strafe Deine Kinder niemals durch Liebesentzug!

 

Selbst wer keine Kinder hat, sollte sich regelmäßig daran erinnern, niemanden, der sich nach Anerkennung und Liebe sehnt, aus rein strategischen Gründen abzuweisen, z. B. um sich mächtig zu fühlen.

 

Durchbrechen wir diesen Kreislauf, damit sich negative Abläufe unserer Kindheit nicht als Dauerschleife durch unser gesamtes Leben ziehen...

 

 

 

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